Zum Inhalt springen

Antioxidantien

Worum geht’s?

Was Antioxidantien sind, wie sie wirken, in welchen Lebensmitteln wie viele enthalten sind und was der Verbraucherschutz dazu sagt.


Was sind Antioxidantien 🔗

Antioxidantien sind sekundäre Pflanzenstoffe, die natürlicherweise in Pflanzen vorkommen. Sie können freie Radikale einfangen und unschädlich machen, sind also sogenannte Radikalfänger. Was ein freies Radikal ist, erläutere ich hier ausführlich. Kurz zusammengefasst handelt es sich aber vor allem um Sauerstoffradikale, die bei natürlichen Stoffwechselvorgängen in unserem Körper entstehen. Außerdem nehmen wir sie z.B. über die Nahrung, Umweltgifte, Luftschadstoffe etc. auf. Gefährlich ist, dass freie Radikale intakte Moleküle oxidieren und damit zerstören können. Das können Nährstoffe, Hormone, Fette usw. sein. Auch die DNA in unseren Zellen kann so geschädigt werden, was im schlimmsten Fall zu Krebs führen kann.

Antioxidant oder Antioxidans ist die Einzahl von Antioxidantien. Selbst in winzigen Mengen Salat z.B. sind jedoch mehrere Millionen bis Milliarden antioxidativ wirkende Moleküle enthalten, weswegen im normalen Sprachgebrauch nur die Mehrzahl „Antioxidantien“ benutzt wird.

Unter einem Antioxidationsmittel versteht man normalerweise in der Industrie verwendete chemische Zusatzstoffe, die für eine längere Haltbarkeit von Nahrungsmitteln sorgen.

Antioxidantien Wirkung 🔗

Antioxidantien wirken freien Radikalen entgegen, indem sie sich selbst oxidieren lassen, ohne dabei selbst wieder zu einem freien Radikal zu werden. Sie neutralisieren also das freie Radikal, werden aber auch selbst verbraucht. Aus diesem Grund ist es wichtig, täglich Nahrungsmittel zu sich zu nehmen, die reich an Antioxidantien sind.

ORAC – der Messwert der Antioxidantien 🔗

ORAC steht für „Oxygen Radical Absorbance Capacity“ und gibt an, wie viele freie Radikale pro Gramm Lebensmittel neutralisiert werden können. Je höher also der ORAC-Wert eines Lebensmittels ist, umso besser … vereinfacht gesagt. Q1

Der ORAC-Wert wurde am „National Institute on Aging“ (NIA) entwickelt, einer Abteilung des „National Institutes of Health“. Dabei wurde die Antioxidative Wirkung aller Inhaltstoffe eines Lebensmittels gemeinsam getestet. Es gibt deutliche Hinweise dafür, dass die Kombination vieler verschiedener Nährstoffe eine wesentlich stärkere Schutzwirkung hat als die Nährstoffe einzeln. Aus diesem Grund ist es auch sinnvoller vollwertige Lebensmittel zu verzehren, anstatt Nahrungsergänzungsmittel, die Antioxidanten und Vitamin enthalten. In Multivitamin-Präparaten sind zwar teilweise bis zu 30 verschiedenen Mineralien und Vitamine enthalten, das ist aber nichts im Vergleich zu teils über 4.000 verschiedenen Flavonoiden in vollwertigen Lebensmitteln. In ihren Studien konnten die Wissenschaftler zeigen, dass den stärksten Anstieg von Antioxidantien-Werten im Blut Grünkohl und Spinat hatten. Auch Beerenobst wie z.B. Heidelbeeren steigerten diese Blutwerte sehr stark. Q1, Q2

Es scheinen vor allem die Farbpigmente in Pflanzen zu sein, die diese antioxidative Wirkung haben stellten die Wissenschaftler fest. In einer Studie an 1300 älteren Menschen, hatten diejenigen in einem 5-Jahres-Zeitraum das geringste Sterbe-Risiko, die am Meisten dunkelgrünes und dunkelgelbes Gemüse aßen. Auch in Selbstversuchen konnten die Forscher durch den Verzehr von Grünkohl, Tomatensaft und Süßkartoffeln den Gehalt an Carotinoiden in ihrem Blut deutlich steigern. Q1

Antioxidantien Lebensmittel 🔗

Die höchsten Gehalte an Antioxidantien haben alle möglichen Gewürze, in absteigender Reihenfolge vor allem Nelken, Pfefferminz, Majoran, Zitronenmelisse, Zimt, Piment und Oregano. Sie enthalten teilweise mehrere hundert mmol/100g an Antioxidantien.

Ebenfalls sehr hohe Werte hat grüner Tee, je nach Sorte jedoch leicht unterschiedlich. Die getrockneten Blätter von Grüntee sind gemahlen besser bekannt als „Matcha“ und erreichen Werte bis über 1300 mmol/100g. Sie sind damit der absolute Spitzenreiter was den Gehalt an Antioxidantien angeht. Zubereiteter grüner Tee enthält durch das Auflösen und Verdünnen in Wasser nur noch um die 1-2 mmol/100g.

Bei den Beeren und Früchten ist die Amla-Beere am reichhaltigsten. Sie ist ein tropischer Baum, dessen Früchte hier in Deutschland meist nur als sehr teure Schönheitsprodukte vermarktet werden. Die Hundsrose, besser bekannt als Hagebutte, folgt als Zweite sehr antioxidantienreiche Frucht. Sie ist in Deutschland fast überall als Tee, aber auch als Pulver z.B. für’s Müsli erhältlich. Granatapfel, Heidelbeeren und Brombeeren enthalten ebenfalls sehr hohe Mengen an Antioxidantien, vergleichbar mit der Hagebutte. Q1

Antioxidantien Lebensmittel Tabelle 🔗

Bei den Angaben der Antioxidantien-Gehalte findet man meist zwei verschiedene Einheiten. Die vom NIA gemessenen Werte sind in mmol/100g angegeben. Gebräuchlicher und einfacher ist die Angabe in „TE“, was für „Trolox-Äquivalent“ steht. Der TE-Wert gibt an, wie gut oder schlecht der Antioxidantien-Wert im Vergleich zu Trolox (ein Vitamin-E-Derivat) ist.

Antioxidantien-Gehalte von Getränken, Getrockneter Tee, Kaffee-Pulver und Wein haben relativ viele Antioxidantien
Getränke – Antioxidantien-Gehalt Q1
Antioxidantien-Gehalt von Gewürzen.
Gewürze – Antioxidantien-Gehalt Q1
Antioxidantien-Gehalt von Früchten - Hagebutten, Heidelbeeren und Brombeeren haben am meisten Antioxidantien
Früchte – Antioxidantien-Gehalt Q1

Tierische Produkte wie Speck, Wurst, Fleisch, Fisch, Eier etc. erreichen Werte von weit unter 1 mmol/100g.

Antioxidantien-Gehalt von Fleisch & Wurstwaren liegt bei weit unter 1 mmol/100g
Fleisch- & Wurstwaren – Antioxidantien-Gehalt Q1

Bis auf Schokolade enthalten auch Süßigkeiten, Desserts, Kuchen etc. teils sehr niedrige Werte von unter 0,1 mmol/100g. Je dunkler Schokolade ist, umso mehr Antioxidantien enthält sie. Vor allem Bitterschokolade mit über 70% Kakaoanteil kommt so auf Werte von bis zu 15 mmol/100g. Hier ist jedoch jedoch der hohe Anteil an gesättigten Fettsäuren aus der Kakobutter zu bedenken und eher kontraproduktiv.

Antioxidantien-Gehalt von Süßigkeiten - vor allem dunkle Schokolade enthält sehr viele Antioxidantien
Antioxidantien-Gehalt von Süßigkeiten Q1

Das sagt der Verbraucherschutz zu „ORAC-Werten“ 🔗

Aufgrund der Health Claims-Verordnung ist jegliche Werbung mit den ORAC-Werten auf Produkten verboten. Der Grund ist zum einen, dass laut der Health Claims-Verordnung für jeden einzelnen Inhaltstoff ein Wirknachweis erbracht werden muss. Das ist bei einem Sammelsurium von tausenden Inhaltstoffen in einem natürlichen Lebensmittel schlicht unmöglich. Zudem wurden die ORAC-Werte im Reagenzglas ermittelt. Wie die Wirkung im menschlichen Körper ist, ob diese genauso, stärker, schwächer oder auch gar nicht vorhanden ist, lässt sich also gar nicht genau sagen. Außerdem dürfen in der EU laut Health Claims-Verordnung ausschließlich solche Angaben gemacht werden, die explizit gemäß entsprechender Liste erlaubt sind wie z.B. „glutenfrei“, „salzarm“, etc. Q1

Ein Hersteller, der z.B. ein Vitamin-C haltiges Nahrungsergänzungsmittel verkaufen möchte, darf mit dem Spruch „Vitamin C trägt dazu bei, die Zellen vor oxidativem Stress zu schützen“ Werbung machen. Ein Obsthändler hingegen darf z.B. nicht mit einem gesundheitlichen Vorteil durch hohe ORAC-Werte seiner Blaubeeren werben, da dies nicht explizit in der Liste zulässiger gesundheitsbezogener Angaben steht. Q1

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert